Wir schreiben das Jahr 1950. Fünf Jahre ist es her, dass der 2. Weltkrieg zu Ende gegangen ist. Es war einer der schrecklichsten und leidvollsten Zeiten die die Deutschen je erlebt haben. Viele Familien wissen immer noch nicht, wo ein Teil ihrer Angehörigen abgeblieben ist. Sind sie an den Fronten oder in der Heimat gefallen? Sind sie in Gefangenschaft oder suchen immer noch ihre Familien. Die einzelnen Volksgruppen sind durch die Flüchtlingsströme in Restdeutschland total durcheinander gewürfelt worden. Eine immer noch unsichere Zeit. Aber die Deutschen rappeln sich auf. Das zerbombte Land wird wieder aufgebaut. Vor einem Jahr wurde die D-Mark eingeführt. Die Menschen kommen langsam wieder in ein normales Leben zurück. Das Verlangen nach Zusammengehörigkeit wächst. Die alten Traditionen, die Gemeinschaft und die Lebensfreude, die unter dem Nationalsozialismus so gelitten hat, soll wieder hervorgehoben und gepflegt werden.
Am 9. Februar 1950 treffen sich 11 Männer aus Oberneuland im Ortsamtsgebäude in der Mühlenfeldstraße. Die Versammlung leitet Amtvorsteher Friedrich Behrens. In der Versammlung beschließen sie einen Verein zu gründen. Er soll ein Plattdeutscher- oder Heimatverein sein. Es sollen die plattdeutsche Sprache und die alten heimatlichen Gebräuche erhalten und gepflegt werden. Zusammenkünfte mit kulturellem Hintergrund sollen organisiert werden.
Schon 1951 wird eine Spielschar (später die Speeldeel) gegründet. Unter der Leitung von Christian Döhle werden die ersten Stücke eingeübt und aufgeführt. Man musste sich immer wieder Räumlichkeiten suchen oder eben im Freien spielen. Es entstehen die sogenannten Bustagsvorträge. Erste Ausflüge werden unternommen.
1959 finden neben dem Frühlingsfest auch Fahrten nach Wiesmoor, Helgoland und in die Heide statt. Die Weihnachtsfeier ist auf dem Gut Hodenberg.
In den 70iger Jahren nimmt das Theaterspielen, die kulturellen Veran- staltungen und das Reisen immer mehr zu.
1975 ist der Verein 25 Jahre alt. Dieses Ereignis wird mit einer ganzen Reihe von Veranstaltungen gefeiert. Plattdeutscher Gottesdienst, Festball im "Grün-Gold-Club" (früher Oberneulander Landhaus), sowie eine Gemeinschafts- veranstaltung auf Gut Hodenberg. Durch großes Engagement des Heimatvereen Oberneeland wird der Verkauf des Landguts "Muhle" an eine Baugesellschaft verhindert.
1977 hat der Heimatvereen Oberneeland 300 Mitglieder und die Speeldeel begeistert mit ihren Aufführungen in der Postaula in Horn über 1200 Zuschauer.
Anfang der 80iger werden die ersten Reisen ins Ausland unternommen. Die Nachbarstaaten wie Belgien werden mit dem Bus besucht.1985 hat die Speeldeel 11 und 1989 schon über 20 Vorstellungen in einer Theatersaison.
Die großen Ereignisse für den Heimatvereen Oberneeland kommen in den 90iger Jahren. Der Verein bekommt ein eigenes Zuhause. Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 24.10.1990 wird beschlossen, dass der Verein den Klatte-Hoff in der Rockwinkeler Heerstraße für 5 Jahre pachten wird. In einer feierlichen Übergabe am 11.11.1990 wird dem Besitzer Hermann Klatte die erste Miete in Form von Naturalien übergeben. Die Finanzierung soll überwiegend durch Spenden erfolgen. Durch die Aktionen zur Spendenbeschaffung des Vorsitzenden Gerhard Groll werden die Arbeiten auf dem Klatte-Hoff zügig vorangebracht.
Die "Gilde", eine Abteilung mit Handwerkern im Verein, wird zum Ausbau des KlatteHoffs gegründet. Mit über 2000 Stunden Eigenleistung wird der Klatte-Hoff zu einem Schmuckstück ausgebaut. Die Diele sieht nach der Renovierung so aus, als währe das 300 Jahre alte Haus gestern bezogen worden.
1991 wird der "Singkreis", ein gemischter Chor, als eigenständige Abteilung im Verein gegründet. Der Verein hat mittlerweile 400 Mitglieder. Vereinsmitglieder bereisen die neuen Bundesländer.
1992 wird eine Wandergruppe die "Padlöper" als neue Abteilung gegründet. In kurzer Zeit hat sie einen regen Zuspruch.
1994 wurde das erste mal ein Stück der Speeldeel auf der Diele im Klatte-Hoff aufgeführt. Das Suchen nach Veranstaltungsräumen sollte ein Ende haben. Nachdem das Haupthaus renoviert war, wurden die Scheune und das Backhaus in Angriff genommen.
2001 und 2002 wurde für die Theateraufführungen eine erhöhte Bühne und für die Zuschauer eine Tribüne aus einem Stahlgerüst erstellt. 135 Zuschauer können pro Vorstellung Platz nehmen. Heute hat die Speeldeel pro Saison 32 Aufführungen, die bisher immer ausverkauft waren. Im letzten Jahr 2011 wurde das erste Mal ein Theaterstück mit mehreren Bühnenbildern aufgeführt. Mehrere Kulissenwände waren wie Schranktüren zum auf- und zuklappen montiert. So konnte man sehr schnell zwischen den einzelnen Bühnenbildern wechseln.
Der Heimatvereen Oberneeland ist immer aktiv. Er bietet Jung und Alt viele Möglichkeiten etwas in einer Gemeinschaft zu tun. Sei es die handwerkliche Arbeit auf dem Klatte-Hoff durch die Gilde, das Mitmachen im Singkreis, das Wandern mit den Padlöpern in und um Bremen oder die Theateraufführungen der Speeldeel in plattdeutscher Sprache.
Das Reisen wird im Heimatverein ganz groß geschrieben. Im Mai gibt es immer eine Radtour über 6 bis 8 Tage. Im Juni wird eine Kurzreise mit dem Bus in Norddeutschland angeboten. Und im Herbst veranstalten wir eine Busreise über 10 bis 12 Tage ins europäische Ausland. So waren wir schon in Italien, Griechenland, Irland oder auch Schweden. Eigentlich sind wir immer eine feste Truppe. Auf dem Klatte-Hoff gehören gemeinsame Veranstaltungen zum festen Programm.